Falkensee entwickelt sich immer mehr zur Stadt der Kreisverkehre. Viele Bürger kritisieren aber, dass die Gestaltung der Kreisverkehre durchaus mehr Charme vertragen könnte. Ein echter Hingucker könnte nun der große Kreisverkehr am Ende der Bahnhofstraße Ecke Poststraße werden. Hier arbeiten verschiedene lokale Akteure an ihrer Version von einer „Grünen Oase“.
In den letzten Wochen wurde die Brachfläche am äußeren Rand des Falkenseer Kreisverkehrs direkt an der Zufahrt zum Akazienhof von Schutt und Müll befreit – und wieder „schick“ gemacht. So mancher Falkenseer, der den Kreisverkehr zwischen Bahnhofstraße und Poststraße mit dem Auto passierte, fragte sich allerdings, was auf den leeren Erdflächen denn nun wohl passieren sollte.
Diese Frage klärte sich am 30. April passend zum internationalen Tag der Umwelt. Die Sielmanns Naturranger, der Verschönerungsverein Falkensee und der Lions Club Falkensee verwandelten die Brache gemeinschaftlich in eine grüne Oase. Vor Ort wurden gleich mehrere rustikale Hochbeete aus Paletten und selbst zusammengeschraubten Holzbrettern aufgestellt, mit Erde befüllt und anschließend mit Pflanzen versehen, die Pflanzen Kölle beigesteuert hatte.
Theresa-Marie Höhne vom Zentrumsmanagent der Stadt Falkensee freute sich sichtlich über das Engagement der Akteure, die Minze, Salat, Tomaten, Lavendel, Salbei, Thymian, Buntnesseln, Sommerflieder und viele Sommerblumen als zukünftige Bienenweide in die Erde brachten. Ziel der „Grünen Oase“ soll es ja auch sein, die Attraktivität des Falkenseer Zentrums zu erhöhen und eine gewisse Aufenthaltsqualität zu schaffen: „Die Stadt Falkensee hat uns nicht nur die gesamte Erde für die Aktion spendiert, sondern hat auch zugesagt, unter der Linde Bänke aufzustellen, die zum Verweilen einladen.“
Anna Kollenberg vom Lions Club Falkensee (www.lions-falkensee.de): „Das Eckhaus in der Bahnhofstraße wird irgendwann in ein, zwei Jahren abgerissen. Wir können noch nicht absehen, was dann mit der Fläche passiert, die wir jetzt bepflanzen. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, mit den Hochbeeten zu arbeiten. Sie lassen sich im Bedarfsfall auf die gegenüberliegende Seite der Zufahrt zum Akazienhof tragen. So bleiben wir flexibel.“
Die Beete, die dem Kreisverkehr nun eine völlig neue Anmutung geben, sollen in den kommenden Monaten von den Rangern und vom Verschönerungsverein gepflegt werden. Anna Kollenberg: „Es können sich aber auch sehr gern lokale Unternehmen oder Privatpersonen melden, die Lust darauf haben, Pate zu werden und sich um das Gießen der Pflanzen oder um die Pflege der Anlage zu kümmern.“
Am 30. April waren vor allem die Kinder der Sielmanns Naturranger(www.natur-ranger.de) vor Ort aktiv, um mit Schubkarre, Schaufel und Harke in der „Grünen Oase“ zu arbeiten. Danila Erler hatte dabei stets ein Auge auf ihre Schützlinge: „Unsere Ranger haben auch selbstgebaute Insektenhotels mitgebracht, die wir ebenfalls an Ort und Stelle aufstellen. Unsere Kinder lernen hier auch etwas. Sie sehen über das Jahr, wie Kräuter und andere Nutzpflanzen heranwachsen. Ob wir die direkt an der stark befahrenen Straße heranwachsenden Tomaten oder Gurken am Ende auch essen können, müssen wir noch diskutieren.“
Für den im letzten Jahr gegründeten Verschönerungsverein Falkensee(www.verschoenerungsverein-falkensee.de) war die Anlage der „Grünen Oase“ die allererste öffentliche Aktion. Vor Ort möchte der Verein übrigens auch die nackte Hauswand des späteren Abrisshauses in der Bahnhofstraße verschönern. Hier soll aus vielen tausend farbigen Flaschendeckeln aus Plastik ein bunter Baum entstehen, der dem neuen Stadtgarten sozusagen ein hoch aufragendes Wahrzeichen gibt. Auch dieses Wandgemälde soll so auf quadratischen Tafeln montiert werden, dass diese sich beim Abriss des Hauses später einmal abschrauben und an anderer Stelle wieder neu aufbauen lassen.
Izabella Janssen: „Als wir unseren Verein gegründet haben, waren wir acht Personen aus Falkensee, jetzt sind wir schon 15. Wir haben noch sehr viel vor in der Gartenstadt. So haben wir die Genehmigung erhalten, alle 750 Stromkästen in der Stadt zu verschönern. Wir beginnen in der Bahnhofstraße. Hier wird der Falkenseer Künstler Heiko Schulze die Kästen mit Motiven versehen, die zur Bahnhofstraße passen.“
Haben die Akteure keine Angst, dass ihr schöner Kräuter- und Blumengarten nachts von betrunkenen Vandalen zerstört wird? Anna Kollenberg: „Nein, überhaupt nicht. Wenn etwas kaputt gemacht wird, bauen wir es eben wieder auf. Unsere grüne Oase ist aber so sichtbar im Zentrum von Falkensee direkt am Kreisverkehr, das macht etwas mit den Menschen. Wir zeigen ziviles Engagement, wir treten an, um unsere Stadt mitzugestalten. Allein die Vorbereitungen dazu haben ein volles Jahr gedauert.“
Die Beete, die direkt am Bürgersteig aufgestellt wurden, sind nur etwa 35 Zentimeter hoch, damit die Autofahrer, die durch den Kreisverkehr fahren, trotzdem freie Sicht haben. Dort, wo die Sicht nicht behindert wird, fallen die Hochbeete deutlich höher aus.
Viele Bürger beobachten das Zentrumsmanagement der Stadt Falkensee durchaus kritisch und sehen ganz pessimistisch keine Möglichkeit, die Aufenthaltsqualität rund um die Bahnhofstraße künstlich zu steigern. Die „Grüne Oase“ könnte allerdings ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 195 (6/2022).